Skat-Rätsel #36, Kategorie:schwer

Die richtigen Züge finden – Teil II


veröffentlicht am 14.06.2022 um 08:49

Getreu dem Motto „lieber langsam und richtig als schnell und falsch“ darf man beim Denksport Skat auch ruhig mal konzentriert ein paar Sekunden überlegen, bevor man entscheidet, welche Karte man legen möchte bzw. welches die korrekte oder wahrscheinlichkeitstheoretisch sinnvollste Spielabwicklung ist. Wer immer nur reflexartiges Reaktionsschießen betreibt, wird auf Dauer so manches Preisgeld verpassen und bei der Pokalübernahme seltener benötigt als ein mit viel Kalkül vorgehendes und mental starkes Skatsuperbrain.

In dieser Partie am Ende einer Liste stand ein Skatfreund ausreichend unter Druck, benötigte auf jeden Fall noch ein gewonnenes Spiel, um in einem kleinen Turnier einen hinteren Preisgeldrang zu ergattern. Nachdem Mittelhand direkt gepasst hat, reizte Hinterhand leider bis 36, bevor auch dieser weg war. Nach Findung von Karo König und Kreuz 8 und anschließender Drückung der beiden roten Könige sagte er mit folgendem Blatt in Vorhand Grand an:

Haben Sie eine Idee, wie der phantasievolle Zauberlehrling seine Gegenspieler reingelegt hat und dabei speziell dem Spieler in Mittelhand seine Geschichte perfekt so erzählt hat, dass sich dieser der Manipulation nicht erwehren konnte?

Lösung Skat Rätsel: schwer

Natürlich hätte der Alleinspieler darauf hoffen können, dass die Buben verteilt sind und Pik Ass oder ein beliebiger Kreuz frühzeitig auf den Tisch kommt. Aufgrund der Reizung hielt er aber das Nachspiel in Karo für sehr wahrscheinlich, sodass er einen anderen Plan fasste, der auch auf den blanken Kreuz Buben in Mittelhand aufbaut. Den spektakulären Spielverlauf mit den Bedeutungen der einzelnen Karten schildere ich jetzt direkt. Wären Sie auf diese Idee gekommen? Oder hätten Sie es als Spieler in Mittelhand besser gemacht und hätten Sie der Versuchung widerstehen können? 1. Kreuz 10 Kreuz 9 Kreuz 7 2. Pik 10 Kreuz Bube Pik Dame 3. Kreuz König Herz 7 Kreuz Ass 4. Pik König … Kreuz 10 verspricht ein gedrücktes Kreuz Ass. Der erste Stich ist eine ganz wichtige Vorbereitung, damit auch Pik 10 später für entsprechend geschützt gehalten werden kann. Die Verteilung ist günstig, Mittelhand sticht, obwohl Stechen mit dem Kreuz Buben ja immer etwas fragwürdig ist. Durch die logische Bedienung der Pik Dame ist die Finte in Stich 1 noch nicht aufgeflogen und Mittelhand mit Kreuz König und Dame noch in der Hand glaubt, er habe dort Stehkarten, die er sofot nachbringen möchte. Der Alleinspieler kommt so direkt wieder ans Spiel ohne stechen zu müssen. Auf Karo Bube in Hinterhand kann er sich ja nun verlassen, insofern gibt er jetzt in Stich 4 seinen letzten Stich ab und kann danach abkürzen. Ob die erneute Falle mit Pik König statt Lusche, um Mittelhand die Story des auch in dieser Farbe vorhandenen Asses glaubwürdig zuende zu erzählen und eine Schmierung zu verhindern, nun noch den gewünschten Erfolg hatte, also das Spiel sogar mit Schneider gewonnen wurde, ist nicht übermittelt. Naja, spätestens der übriggebliebene Kreuzstich am Ende der Partie wird die Gegenpartei aus dem Schneider geführt haben. Viel Erfolg beim Ausprobieren solch kreativer Ideen. Sie werden merken, wenn solch ein Geniestreich gelingt, wiegt das problemlos einige gescheiterte Versuche, weil sich ja auch immer mal wieder Gegenspieler finden werden, die eben vorgegaukelte Geschichten nicht glauben und sich entsprechend nicht hinters Licht führen lassen, auf.

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