Skat-Rätsel #6, Kategorie: schwer

SKAT MASTERS RÄTSEL - Chance verpasst


veröffentlicht am 02.11.2014 um 16:11

In den beiden November-Skataufgaben werfen wir einen Rückblick auf die diesjährige Endrunde der Skat Masters, die im Juli in wie gewohnt toller Atmosphäre in Berlin stattgefunden hat. In beiden Aufgaben ist nach der gewinnaussichtsreichsten Drückung und Spielansage gefragt. In beiden Fällen entschied sich der Alleinspieler in Berlin falsch und nahm sich somit quasi selbst aus dem Rennen um die begehrten Plätze im Halbfinale der besten zwölf Spieler. Hättest Du es besser gemacht?

Nach der Aufnahme des Skates und Findung von Kreuz Dame sowie Kreuz 9 hatte Mittelhand, der mit „18“ als einziger ein Reizgebot abgegeben hatte, folgende zwölf Karten auf der Hand:

Der Alleinspieler, der sogar bereits einmal im Fernsehfinale der Skat Masters gestanden hat, entschied sich für ein Herzspiel und verlor. Hätte er dieses Spiel gewonnen, hätte er laut Endtabelle insgesamt genug Punkte erwirtschaftet gehabt, um ins Halbfinale einzuziehen. Etwas schmerzhaft war für ihn später sicherlich, dass, als er diese Partie, mit Mitleid des gerade zuhörenden Teils der diskutierenden Spielergemeinde rechnend, zum Besten gab, gleich von mehreren Denksportlern darauf hingewiesen wurde, dass er eine aus wahrscheinlichkeitstheoretischen Gesichtspunkten nicht gerade glückliche Entscheidung getroffen hatte. Und tatsächlich hätten diese anderen Akteure mit ihrer übereinstimmend abweichenden Idee Erfolg gehabt. Somit hat der Spieler zumindest mit dem Gefühl nach Hause fahren können, etwas gelernt zu haben, wobei das natürlich auch nur ein schwacher Trost sein konnte

Welches Spiel bei welcher Drückung empfahlen die erfahrenen Topspieler dem hier gescheiterten Skatfreund und mit welchen logischen Überlegungen und Argumenten begründest Du ihre etwas phantasievollere bzw. kreativere Idee?

Lösung Skat-Rätsel: Schwer

Der Alleinspieler hätte ein Kreuzspiel mit Drückung von Karo Bube und Kreuz Dame aufgrund nicht ungünstiger Kartenverteilung sicher gewonnen. Was für einen weniger routinierten Spieler eventuell wie eine Schnapsidee wirken kann, wird durch folgende Überlegungen zu einer fast zwingenden Entscheidung. Denn das Kreuzspiel hat im Vergleich zu einem Herz- oder Karospiel und auch gegenüber einem eventuell zu riskierenden Grand eindeutig die größte Gewinnwahrscheinlichkeit. Aber warum? Der Sieg hängt, unabhängig von der Wahl des Spiels, auf jeden Fall davon ab, dass Pik Ass und 10 zwei Stiche machen. Ohne diesen Doppelläufer dürfte nur in extremen Ausnahmeverteilungen ein Spiel zu gewinnen sein. Auch darf keines der anderen Asse durch Abstich verloren gehen. Mit dieser Minimalvoraussetzung an nicht ungünstiger Kartenverteilung ist das Kreuzspiel direkt gewonnen. 28 Augen in Pik und die beiden roten Asse bedient jeweils mit der Lusche und einem Pflichtbild – da der Alleinspieler jeweils selbst zwei Luschen sein Eigen nennt – ergeben für den Alleinspieler bereits mindestens 56 Augen. Nun wird deutlich, warum in diesem Fall zwei Trümpfe, weil es nämlich die einzigen nicht für Stiche benötigten Augenträger sind, hätten gedrückt werden müssen. 56+2+3=61 Augen und ein breites Grinsen wären dem Alleinspieler gewiss gewesen. Während Herz (oder Karo) bei dann zwei gedrückten Kreuzkarten nur gewinnbar ist, wenn der Alleinspieler zwei mal Kreuz oder in nur einem Abstich genug Augen zu stechen bekommt, was schwache Züge der Gegenspieler voraussetzt, und dennoch der Doppelläufer funktionieren muss (auch dürfen die Gegner nicht auf die Idee kommen Trumpf zu spielen, was Trumpf-Ass kosten könnte), ist Kreuz auch ohne Spielfehler der Gegner gewonnen, wenn die Farben vernünftig verteilt sind, was aufgrund fehlender Reizung hier ja auch der Fall war. Selbst, wenn einer der Spieler sechs Trümpfe und vier Luschen in den drei Fehlfarben dagegen gehabt hätte, wäre das Spiel nicht in Gefahr geraten. Alle Trümpfe abspielend, um die Vollen seines Partners und auch z. B. Pik König zu retten, hätte er eventuell gemeint, alles für einen Sieg der Gegenpartei getan zu haben. Dennoch bleiben die für den Alleinspieler benötigten vier Bilder (nämlich drei Damen und mindestens ein König) übrig, so dass er wiederum 5+43+13=61 Augen zusammenbekommt. Dass ein Grand für den Alleinspieler nur in Vorhand mit ebenfalls gedrückten 5 Augen die gleiche Gewinnwahrscheinlichkeit gehabt hätte, dürfte klar sein. In Mittelhand sind durch die zu schwache Kreuzfarbe Abwürfe möglich, sodass Abstiche möglich werden können. Und bei nur 3 gedrückten Augen und Eröffnung von z. B. einer 3:1 verteilten roten Farbe, hat der Alleinspieler keine sinnvolle Alternative der Spielfortsetzung und landet eventuell nur bei 59 oder 60 Augen. Für alle anderen Spiele als das vorgeschlagene Kreuzspiel (ein fast ungewinnbares Nullspiel wird – hier nur zur Vervollständigung der Alternativen – nur derjenige wählen, der, pessimistisch ausgerichtet, Verlustminimierung betreiben möchte) sind also zusätzliche Unabwägbarkeiten notwendig, damit diese gewonnen werden können..

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