Skat-Rätsel #30, Kategorie:schwer

Geschwindigkeit heißt der Feind


veröffentlicht am 06.08.2019 um 12:51

Der Alleinspieler in Vorhand hätte es nicht für möglich gehalten, dass er diesen Grand verliert.

Hier ist die Aufgabenstellung für die Löser ganz simpel. Es ist lediglich zu bestimmen, welches zur Fortsetzung des Spiels die bestmögliche Anspielkarte zum zweiten Stich ist. Und da empfiehlt es sich natürlich, sehr überlegt zu Werke zu gehen. Überhastetes Weiterspielen aufgrund einer spontanen Eingabe oder Idee kann hier absolut schädlich sein und dem Alleinspieler den Sieg bescheren. Und selbst, wenn aufgrund hervorragenden Überblicks die Entscheidung schnell zu treffen sein sollte, macht es durchaus Sinn, dem Partner die Gelegenheit zu geben, die gleichen konzentrierten Schlussfolgerungen zu ziehen, bevor es weitergeht.

Hier Ihre Karte in Mittelhand:

Vorhand hat das Spiel bei Ihrem höchsten Reizwert erhalten. Egal, ob Sie nur 18 sagen oder aber für ein Handspiel 27 wagen wollten, Hinterhand hat kein höheres Reizgebot abgegeben. Vorhand sagt, wie dem Vorwort zu entnehmen ist, einen Grand an.

Spielverlauf:

1.

Welches ist die ideale Anspielkarte zum zweiten Stich und warum?

Lösung Skat Rätsel: Schwer

Beginnen wir das Ganze mit einigen Vorüberlegungen, die wir vor Legen unseres Pik Buben angestellt haben sollten. Welche realistischen Konstellationen kann es geben, die das Aufspiel der Herz 10 des Alleinspielers rechtfertigen?

Z. B. könnte der Alleinspieler die anderen drei Buben haben und neben vier bis fünf starken Pik Karten Herz 10, König zu zweit oder zu dritt und es geht nur um Schneider frei, wo wir uns durch den Abstich über einen zweiten (oder dritten) Stich freuen würden. Hat der Alleinspieler etwa sechs Herz bei nur zwei (den roten) Buben und kann sich leisten, das Ass davon zu drücken, haben wir eh keine Siegchance.

Eventuell verschenken wir durch den verfrühten Abstich die Chance, aus dem Schneider zu kommen, wenn unser Partner eine blanke Herz Lusche und Kreuz 10 führt, aber zuerst einmal hoffen wir ja darauf, das Spiel umdrehen zu können. Für eine prinzipiell denkbare Variante Grand ohne vier mit gedrücktem Ass haben wir mit selbst zwei Assen zu starke Karten; diese Idee scheidet also direkt aus.

Bleibt also, gerade wo wir ja Pik und nicht Kreuz Bube haben, wohl in den allermeisten Fällen der Abstich als beste Option.

Nun befinden wir uns in der Situation nach Stich 1. Was können wir nun mit Gewissheit bzgl. der Kartenverteilung annehmen? Welche Schlussfolgerungen können wir darauf hinsichtlich eines Gewinnplanes machen? Und kann unser Partner genau dieses alles auch so erkennen?

Der Alleinspieler hat zwei rote Buben, alle sieben Herzkarten und eine kleine Fehlkarte. Sollte das Herz Ass gedrückt sein, gewinnt der Alleinspieler mit einer weiteren Stärke daneben automatisch. Genau dieses kann sich unser Partner auch genau so ausrechnen. Ebenso weiß unser Partner schlussfolgernd das Vorhandensein von Kreuz und Karo Ass in unserem Blatt, und wissen wir, dass unser Partner den Alten führt, immer unter der Voraussetzung, dass es für uns eine Siegchance geben sollte. Macht der Alleinspieler acht Stiche, ist unser Unterfangen ja eh aussichtslos. Durch diesen ersten Stich haben wir 23 Augen eingefahren, einen späteren Stich mit Herz Ass, Kreuz Bube von unserem Partner und einem geschmierten Ass von uns, also 24 weiteren Augen, kann der Alleinspieler nicht vermeiden. Somit müssen wir auf die schwache Fehlkarte des Alleinpielers mindestens 13 Augen erzielen.

Bedeutet entsprechend für unsere Vorgehensweise, dass wir ein mindestens-13er-Paket anbieten müssen, damit der Alleinspieler nicht abwerfen kann, falls seine zehnte Karte eine Lusche ist. Wie ist dieses am sichersten zustandezubringen? Das Nachspielen der Pik Dame scheidet aus, da trotz Schmierung des Pik Asses die Pik 10 gedrückt sein könnte. Auch ins Kreuz zu greifen birgt die Gefahr, dass unser Partner eventuell lediglich eine Lusche zulegen kann. Bleibt also ohne jedes Risiko das Aufspiel eines Karo Vollen, da wir alle drei Luschen selbst führen. Und um unserem Partner zu helfen, macht es Sinn, die Karte mit dem höchsten Informationsgehalt zu spielen, nämlich KARO 10, da auf diese Weise unserem Partner ein weiteres Volles in unserer Hand klar gemacht wird. Bedient der Alleinspieler Karo, haben wir (das Eintreffen unserer Annahmen voraussetzend) direkt gewonnen. Legt unser Partner Karo zu, ist das angebotene Paket groß genug.

Sind beide Karobilder gedrückt, verfügt unser Partner über genügend Augenträger, um entsprechend zu ergänzen. Wir gewinnen dann leicht, da unser Partner und wir für unseren dritten Stich je ein schwarzes Volles festhalten. Die Gefahr, unser Partner könnte, ja selbst kein Karo führend, die von uns aufgespielte 10 zum Anlass nehmen, in Erwartung eines blanken Asses beim Alleinspieler, einzustechen, ist er entweder spieltechnisch nicht gut genug, oder aber wir haben uns bei der Entscheidungsfindung noch nicht genug Zeit gelassen, dass auch der Partner die ganze Stellung komplett durchanalysieren konnte, obwohl er sie ja bereits eine Karte früher als wir erkennen und entsprechend entscheiden und reagieren konnte. Klar ist nun auch - davon ausgegangen, dass der Alleinspieler das 13er-Paket absticht -, dass wir zu späterem Zeitpunkt das Herz Ass mit Karo Ass belasten werden.

Durch Abwerfen der Luschen in der korrekten Reihenfolge wird es uns später voraussichtlich gelingen, dass Spiel zu Fall zu bringen. Hilfreich könnte von unserem Partner, falls er beide schwarzen 10er bzw. Kreuz 10 und Pik König besitzt, auch sein, wenn er Kreuz 10 in einen Stich mit einer kleinen Herzkarte opfert, damit wir nicht auf die Idee kommen, zu glauben, mit der Pik Dame den letzten Stich machen zu müssen, da unser Partner ja dann zwingend kein Volles mehr für unseren Pik-Damen-Stich hätte. Diese ausführlichen und je nach Drückung auch spielentscheidenden Überlegungen zeigen deutlich, dass man sich nicht hetzen lassen sollte. Denn im Denksport gilt stets: „Lieber langsam und richtig als schnell und falsch“

Zurück zur Übersicht