Skat-Rätsel #26, Kategorie:schwer

Ein anspruchsvoller Null Ouvert


veröffentlicht am 09.05.2018 um 11:29

Selten genug gibt es eine Kartenverteilung, bei der ein spannender Null Ouvert zustande kommt, über den auch sehr routinierte Spitzenspieler etwas länger diskutieren (sollten). Hier behandeln wir eine tatsächlich stattgefundene Partie, in der der Alleinspieler den Zauberzug aufgrund einer korrekten Analyse des langen Nachdenkens von Mittelhand gefunden hat, weil dieser die Situation nicht schnell genug erkannt hat. Die (bei Karo 2 zu 2 Verteilung dann beabsichtigte) verwirrte Vorstellung von Mittelhand hätte natürlich auch ein Superbluff sein können, um den Alleinspieler durch großes schauspielerisches Talent in eine Falle zu locken, was in diesem Fall allerdings nicht zutraf. Schaffen Sie es in Vorhand den bestmöglichen Vortrag zu wählen? Vielleicht haben Sie ja einen besseren Partner ;-)

Ihr Blatt in Vorhand, nachdem Sie die von Hinterhand gebotenen 24 nicht mehr gehalten haben:

Zum Null Ouvert hat Hinterhand folgende zehn Karten auf den Tisch gelegt:

Welche Karte ist in Stich 1 anzuspielen?

Welche Karte wünschen Sie sich für Stich 2 von Mittelhand?

Was spielen Sie im dritten Stich auf, wenn Sie nach dem Karo-Anspiel Ihres Partners mit dem König ans Spiel kommen und Mittelhand nicht den im Sinne des Alleinspielers Gewinnzug Karo Dame geschafft hat?

Lösung Skat Rätsel: Schwer

Welche Karte ist in Stich 1 anzuspielen? Ihr Partner in Mittelhand muss sofort ans Spiel kommen. Und das ohne Risiko, dass der Alleinspieler eventuell eine Karte abwerfen kann, da Sie ja später noch eine Übergabe an Mittelhand spielen müssen. Die einzige sichere Karte für die erste Übergabe ist Kreuz 8, auf die Mittelhand bitte Kreuz 9 legt. Wir dürfen zwingend davon ausgehen, dass Kreuz 9 keine der beiden gedrückten Karten ist, denn diese wäre eine neunte sichere Karte für den Alleinspieler und somit für ihn unbedingt festzuhalten gewesen.

Welche Karte wünschen Sie sich für Stich 2 von Mittelhand? Ihr Siegplan ist klar, da es keine Abwurfmöglichkeit für Ihren Karo König gibt: Mittelhand öffnet nun direkt Karo. Als Vorhandspieler würde ich mich besonders über Karo 10 freuen, weil die so ein bisschen unauffällig daher kommt. Aber auch 9 und Bube werden in den seltensten Fällen den Alleinspieler dazu bewegen, sich eventuell selbst kaputt zu spielen und hier (ob tapfer oder irre) mit der Dame zu steigen.

Was spielen Sie im dritten Stich auf, wenn Sie nach dem Karo-Anspiel Ihres Partners mit dem König ans Spiel kommen und Mittelhand nicht den im Sinne des Alleinspielers Gewinnzug Karo Dame geschafft hat? Bis hier, also zwei Stiche lang, war noch alles vergleichsweise einfach, zumindest in jedem Fall absolut logisch. Nun aber das Problem, wie bekommen wir Mittelhand wieder ans Spiel? Den Abwurf des Karo Asses können wir ja verkraften. Da die Übergabe in einer schwarzen Farbe stattfinden muss, die der Alleinspieler ja nicht mehr vor sich liegen hat, ist dieser ja auch nicht zu verhindern. Aber ein Fehlversuch bei der Übergabe sorgt wegen des dann zweiten Abwurfs halt für den Sieg des Alleinspielers. Daher muss also der erste Versuch sitzen. Und leider wissen wir nicht, welche Karten vom Alleinspieler gedrückt sind. Eine Übergabe kann nur gelingen, wenn unser Partner in Mittelhand Kreuz König und/oder Pik Ass führt. Sind diese Karten beide gedrückt, gewinnt automatisch der Alleinspieler. Aber welche Übergabe versuchen wir nun? Müssen wir wirklich raten, eine 50 % Chance suchen? Oder gibt es einen Weg der Informationsgewinnung, der uns hilft, die richtige Entscheidung zu treffen? Ja, den gibt es. Über die eigentliche unbedeutende Farbe Herz kann, wenn Vor- und Mittelhand die gleiche „Skatsprache“ beherrschen, das benötigte Signal übermittelt werden. Insofern ist das Nachspiel einer beliebigen Herzkarte der Meisterzug für Vorhand im dritten Stich. Und nun muss natürlich noch Mittelhand auf Zack sein. Durch das HerzNachspiel muss er erkennen, dass einen Moment Nachdenken nicht schaden kann, Vorhand hat offensichtlich ein Entscheidungsproblem. Führt Mittelhand das Pik Ass, muss er also ein PikNachspiel im vierten Stich provozieren; fehlt ihm der hohe Pik und führt er Kreuz König, weiß er ja zwingend, dass in Kreuz die Übergabe möglich ist. Und die gewünschte Kreuzübernahme erkennt Vorhand am besten durch den Abwurf von Pik 7. Im gewöhnlichen Nullspiel ist eine abgeworfene 7 des Partners ein gebräuchliches Signal, dass in dieser Farbe (voraussichtlich) nichts passiert, was häufig bei einer Konstellation mit 7, 8, 9 in des Partners Hand Anwendung findet, um eben ein Anspiel dieser Farbe zu verhindern. Wenn wir in Vorhand das Gefühl haben, dass Mittelhand etwas zu schnell eine andere Karte im dritten Stich zugelegt hat, können wir ihm ja mit einem weiteren Herz eine zweite Chance geben, nochmal scharf zu kalkulieren. Danach müssen wir uns darauf verlassen, dass die Kommunikation gepasst hat und uns dazu entschließen, je nach Abwurf unseres Partners, die geforderte Fortsetzung wählen.

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