Skat-Rätsel #20, Kategorie: schwer

Alles berücksichtigt?


veröffentlicht am 17.02.2017 um 16:00

Heute geht es um eine skattechnische Frage. Folgende Konstellation ist gegeben:

Ihre Karte in Hinterhand sieht so aus:

Der Spieler in Vorhand ist bei einem Reizwert von 60, den Mittelhand geboten hat, Alleinspieler geworden, und hat nach Stockaufnahme ein Pikspiel angesagt.

Vor Ihnen liegt noch folgender von Ihnen zu vollendender Stich 1:

1. ???

2. ???

Welche Karte legen Sie hinzu? Und welche Karte möchten Sie zum 2. Stich ausspielen?

Lösung Skat Rätsel: Schwer

Es gilt zu überlegen, was aus den vorliegenden Informationen abgeleitet werden kann. Und dann natürlich einen Siegplan zu erstellen für den Fall, dass das Spiel des Alleinspielers tatsächlich verlierbar sein sollte. Die Reizung von Mittelhand bis 60 lässt in Kombination mit der Schmierung von Kreuz Ass darauf schließen, dass er ein Kreuzspiel ohne Vieren machen wollte. Vorhand dürfte also einen Pik mit Fünfen spielen, da er sich sonst überreizt hätte. Soweit einfach zu erkennen. Doch wie könnte sein Spiel, wenn wir ihm sieben Trümpfe und drei Abgeber in der Beikarte unterstellen, zu Fall zu bringen sein? Mitnahme mit Herz Ass und dann Nachspiel von Kreuz in der Erwartung, die Pik 10 durch Abstich retten zu können, ist illusorisch bzw. würde nicht genug Augen zusammen bringen. Wer jetzt die Variante „28 plus 32“ sieht, hat eine Möglichkeit erkannt, wie es hinhauen könnte. Nämlich durch Schnippeln mit Herz Dame und dem Nachspielen von Herz Ass und 10 in der Hoffnung, dass der Alleinspieler von drei Herzen angespielt hat und unser Partner noch 21 weitere Augen, Karo Ass und Kreuz 10 schmieren kann (also 28 Augen Herz plus 32 Augen geschmiert).

Aber leider schränkt uns diese Spielvariante auf genau eine Kartenverteilung beim Alleinspieler ein. Könnte er auch anders gedrückt haben? Was, wenn er auf eine Schneiderchance verzichtend zum Beispiel von Herz König 8 7 und Karo König 8 die beiden Bilder gedrückt hat, exakt um die 28 plus 32 bei für ihn ungünstiger Verteilung nicht zuzulassen? Daher gilt es, alle Möglichkeiten offen lassend, zuerst die Karte des Alleinspielers zu klären. Der erste Stich muss mit dem Ass mitgenommen werden, was ja die 28 plus 32 noch nicht gefährdet. Wie aber klären wir nun die Karte ohne unsere Siegchancen zu vernichten? Trumpfeinschub verschlechtert unsere Situation nicht; hilft aber auch nicht, etwas herauszufinden.

Der Meisterzug lautet hier „Karo 10“.

Wenn der Alleinspieler sticht, sind die drei Herz erkannt bzw. unser einzig übrig gebliebener Siegplan. Unserem Partner fällt es nun auch leicht, das Ass der vorher noch ungeklärten Farbe zu wimmeln. Bedient der Alleinspieler allerdings mit Karo Lusche (oder wirft er Herz 8 ab), kommen wir auf dann 43 Augen mit Karo Ass unseres Partners. Da außer in Herz kein Stich erzeugbar ist, der uns ausreichend Augen (noch benötigen wir mindestens 17) einbringt, und wir auch nicht genug Augen anbieten können, muss nun unser Partner auf die Idee kommen, den Alleinspieler in Trumpf anzuspielen. Spielt der Alleinspieler nun Herz Lusche (im Karobedienfall) nach, entscheidet das Vorhandensein von Kreuz 10 bei unserem Partner darüber, ob wir diesen Pik mit Fünfen tatsächlichen umbiegen konnten. Nur, wer es schafft, auf Karo 10 zu wechseln, hat also wirklich alles getan, um alle Varianten, in denen wir eine Siegchance haben, abzuleuchten. Und mit der Karo 10 wird man auf jeden Fall, wenn später die 28 plus 32 greifen bzw. wir eh keine Chance haben, von guten Spielern respektvolle Blicke ernten können. So ein Zug ist nicht überkandidelt, sondern einfach exakt gespielt.

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