Skat-Rätsel #18, Kategorie: schwer

Live aus Las Vegas


veröffentlicht am 13.09.2016 um 15:33

In der aktuellen Skataufgabe soll über eine jüngst bei der Skat-Weltmeisterschaft in Las Vegas gelaufene Partie nachgedacht werden.

Nach der Aufnahme des Skates hatte der Alleinspieler in Mittelhand, der ohne Reizung seiner Kontrahenten bei 18 ans Spiel gekommen ist, folgende zwölf Karten auf der Hand:

Er drückte Herz Dame und Pik König und sagte ein Karospiel an. Ob der ein oder andere Leser und Löser eventuell Kreuz für das erfolgversprechendere Spiel hält, soll hier nicht reflektiert werden.

Es entwickelte sich folgender Spielverlauf:

1. Kreuz König - Kreuz 7 - Kreuz Ass

2. Kreuz 8 - Kreuz 10 - Kreuz 9

3. Pik 7 - Pik Ass - Pik 9

Wie sollte der Alleinspieler nun fortsetzen, um mit größtmöglicher Wahrscheinlichkeit als Sieger aus der Partie hervorzugehen?

Lösung Skat Rätsel: Schwer

Klar ist, es wird mit einer Trumpfkarte fortgesetzt. Und denjenigen, die als nächstes einen Buben oder eine Lusche aufspielen wollen, sei zum Trost gesagt, dass nur die wenigstens der gefragten Spieler die korrekte Abwicklung mit einem Trumpf Vollen erkannt haben; die Mehrzahl der Interviewten (darunter viele Bundesligacracks) lag ebenfalls falsch.

Aber wieso ist die scheinbar unorthodoxe Variante mit also dann Karo 10 die mit Abstand aussichtsreichste?

Nach bisher für den Alleinspieler idealverteilten 25 Augen für die Gegenpartei sind im Folgenden verschiedene Trumpfverteilungen zu betrachten. Da zu Spielbeginn mit einer 2:2-verteilten Farbe eröffnet worden ist, gehen wir davon aus, dass auch Pik als bereits angespielte Farbe nicht schlecht verteilt sein sollte, also keine späteren Überstiche drohen dürften. Sollte die Trumpfverteilung 5:0 sein, dürfte die Partie sicherlich nicht gewonnen werden; bei einer erhofften 3:2-Verteilung der Trümpfe ist die Fortsetzung mit einem Buben ebenso gut wie das Nachspielen der Karo 10. Betrachtet man aber nun eine absolut realistische 4:1-Verteilung der verbleibenden Buben und Karos (z. B. Karo Bild als blanker Trumpf), so erkennt man schnell, dass, wenn der erste Trumpf verweigert wird, bei den beiden danach abzugebenden Trumpfstichen, auf die jeweils geschmiert werden kann, das dann verloren gehende Trumpfvolle zum Verhängnis wird. Wenn man das Trumpfvolle zu opfern dann nicht bereit ist, gehen drei Stiche mit Schmierung an die Gegenpartei, was ebenfalls zum Spielverlust führen sollte. Daher muss sofort das Volle kommen, denn entweder bekommt die Gegenpartei einmal keine Schmierung in ihren Stich oder aber bekommt nur die Minimalanzahl an Trumpfaugen. 25 + 16 + 15 sind dann das Maximum für die Gegenpartei bzw. 25 + 15 + 14, bei anderem Trumpfanspiel könnten es für die Mitspieler z. B. 25 + 15 + 22 werden, oder aber dann 25 + 15 + 13 + 12 oder 25 + 7 + 15 + 14.

Dies Aufgabe dürfte mal wieder ein gutes Beispiel dafür sein, dass es nicht ausreichend ist, gewisse Situationen für klassisch Standard zu halten, sondern, dass regelmäßig analysiert werden muss, ob nicht eventuell ein zuerst abwegig erscheinender Spielvortrag der klar beste sein kann.

Im Übrigen: Der Alleinspieler gewann sein Karospiel durch die nach nur einer Sekunde aufgespielte Karo 10 sicher; die Verteilung der gegnerischen Karten war tatsächlich so, dass er bei Fortsetzung mit einem anderen Trumpf den Spielverlust hätte hinnehmen müssen; Vorhand hatte einen wohl nicht nur in seinen Augen unreizbaren Rollmops (umgangssprachlicher Ausdruck für eine Blatt mit zwei Buben und darüber hinaus jeweils zwei Karten von jeder der vier Farben) mit zwar zwei schwarzen Buben, aber mit Kreuz 10 nur einem Vollen und auch keine Nullanlage.

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